Donnerstagnachmittag im Corona-Testzentrum im Wilhelmshavener Sportlerheim des WSC Frisa: Der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit ist zu Besuch, um sich über das Angebot zu informieren und sich bei Ehrenamtlichen und Verantwortlichen zu bedanken. Das geht natürlich nicht ohne einen Corona-Schnelltest. Geduldig lässt der Bischof die Testung durch die Ehrenamtliche Kerstin Fürst über sich ergehen. Sie schiebt das Stäbchen erst tief in seinen Rachen, dann in beide Nasenlöcher, fast bis zum Anschlag. Die Nase kitzelt, überhaupt ist es nicht angenehm. Aber da muss er durch. Knapp 20 Minuten später liefert ihm eine SMS das Ergebnis. „Der Bischof ist negativ“ verkündet er in der Runde der Verantwortlichen und strahlt. Geschafft. Während der Bischof noch auf sein Ergebnis wartete, haben Kerstin Fürst und ihre ehrenamtlichen Kollegen schon längst ein Dutzend weiterer Personen getestet.
Inzwischen haben sich mehr als 90 Männer und Frauen aus Wilhelmshaven und dem Umland als ehrenamtliche Testerinnen und Tester ausbilden lassen. Seit mehr als vier Wochen schieben sie nun täglich Dienst zwischen 12 Uhr und 18 Uhr. Montags bis mittwochs kommt noch eine Frühschicht von 7 bis 9 Ihr hinzu. Träger des Testzentrums in Wilhelmshaven sind die Ev. Familien-Bildungsstätte Friesland-Wilhelmshaven und die Christus- und Garnisonkirche. Eine solches kirchliches Engagement gibt es sonst nirgendwo in Deutschland. Warum die Evangelische Kirche hier mitmacht, dafür gibt es für Bischof Adomeit viele Gründe. „Kernauftrag von Kirche ist es, Menschen zusammenzubringen. Die Arbeit hier im Testzentrum macht es möglich, dass Menschen sich wieder begegnen können. Das ist der Grund unserer Arbeit“. Denn anders als bei den demnächst verfügbaren Selbsttests erhält hier jeder mit einem negativen Testergebnis eine entsprechende Bescheinigung zum Ausdrucken. Wie lange die Menschen damit ihre Angehörigen in Altenheimen und Krankenhäusern besuchen können, ist verschieden. „ Wir gehen derzeit von mindestens 36 Stunden Gültigkeit aus“, erklärt Rüdiger Schaarschmidt, als Leiter der Ev. Familien-Bildungsstätte einer der Projektverantwortlichen. Am heutigen Tag lassen sich knapp 90 Menschen testen. Freitags ist die Nachfrage noch einmal höher. „Am Wochenende wollen viele ihre Verwandten besuchen, und das geht oft nur mit einem negativen Test“.
„Wenn die Nachfrage steigt, können wir bis zu vier Testlinien gleichzeitig öffnen. Wenn der Bedarf da ist, machen wir das auch“, sagt Bernhard Busemann, Pastor an der Christus- und Garnisonkirche und damit ebenfalls für das Projekt verantwortlich.
Das geht nur deshalb, weil sich inzwischen so viele Menschen in dem Zentrum engagieren. Sie kommen aus allen gesellschaftlichen Bereichen und vielen Berufen: „Pflegepersonal sind ebenso dabei wie Pastorinnen und Pastoren, Ärztinnen und Ärzte und Menschen aus der Verwaltung“. „Viele haben gerade im Beruf nichts so viel zu tun oder haben einen Tag in der Woche frei. Dann kommen sie zu uns ins Testzentrum“, weiß Rüdiger Schaarschmidt.
Wer sich testen lassen will, muss sich über das Internet unter www.whvtestet.de anmelden. Wer damit Schwierigkeiten hat und niemanden kennt, der das für ihn erledigen kann, der wendet sich an das Familienzentrum West. „Die übernehmen dann den Service für die Anmeldung“, freut sich Bernhard Busemann.
Das Testzentrum liegt im Vereinsheim des WSC Frisia im Wilhelmshavener Stadtteil Heppens. Inzwischen wurden dort mehr als 1.000 Menschen getestet, berichtet Rüdiger Schaarschmidt. Bislang waren etwa ein Prozent der Tests positiv. In diesem Fall wird automatisch das Gesundheitsamt verständigt und die Person wird per SMS aufgefordert, zuhause zu bleiben und auch von sich aus mit dem Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen.
Die Tests im Testzentrum kosten lediglich 5 Euro. Damit soll niemand aus Kostengründen vom Testen abgehalten werden. Einschließlich der kompletten Schutzmaßnahmen kostet ein Test rund 12,50 Euro. Die Differenz wird durch Spenden gedeckt. Die Kundschaft ist vielfältig. Gerade war eine Gruppe von Bundeswehrangehörigen da. „Dort wird nicht getestet“, sagt einer von ihnen, „wir sollen zum Arzt gehen, haben sie uns gesagt“. Doch solange wollte der Soldat nicht warten. Anfang der Woche waren die Mitarbeiterinnen einer Kindertagesstätte da, in der es einen Coronafall gegeben hat. Auch fast die komplette Belegschaft eines Autohauses ist schon gekommen, einige von ihnen bereits mehrfach. Auch dort hatte es einen Fall gegeben. Besonders ist die Geschichte einer 82jährigen, die Rüdiger Schaarschmidt erzählt: „Sie wollte endlich ihre 94jährige Freundin wieder zum Tee treffe, sie haben sich seit einem Jahr nicht gesehen. Als ihr Test negativ war, ist sie gleich zu ihr hingefahren.“
Geöffnet hat das Testzentrum immer montags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, außerdem montags bis mittwochs von 7 bis 9 Uhr. Alles weitere unter www.whvtestet.de