1.September 1997, die Notfallseelsorge Wilhelmshaven geht an den Start. Seit diesem Datum verfügt die Rettungsleitstelle der Feuerwehr rund um die Uhr über die Möglichkeit, per Melder eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger anzufordern. Immer wenn der Einsatzleiter vor Ort die Lage so einschätzt, dass es nötig ist. Somit sind in den vergangenen 25 Jahren ca. 1000 Einsätze durch die Notfallseelsorge (NFS) wahrgenommen worden. Seit einigen Jahren wird die NFS dabei durch das Kriseninterventionsteam der Malteser (KIT) unterstützt. Der häufigste Anlass ist der plötzliche Todesfall zuhause. Wenn der Notarzt und sein Rettungsteam alles unternommen haben und wieder abrücken müssen, schließen NFS und KIT die Rettungskette, d.h., sie bleiben vor Ort, stehen den verstörten Menschen bei und organisieren alles Weitere. Bei der Überbringung einer Todesnachricht stehen die Seelsorgekräfte an der Seite der Polizei und bleiben bei den Angehörigen, ebenso wie z.B. nach einem vollzogenen Suizid. Psychische Ausnahmesituationen aller Art können einen Einsatz ebenso erforderlich machen wie z.B. auch der plötzliche Kindstod. Letzterer Anlass ist auch für erfahrene Seelsorger*innen immer eine besonders große Herausforderung. Größere Einsätze wie z.B. Verkehrsunfälle mit Todesfolge werden meist von mehreren Seelsorgerinnen und Seelsorgern wahrgenommen. Auch professionellen und ehrenamtlichen Einsatzkräften steht die NFS nach besonders belastenden Einsätzen bei. Die Schweigepflicht ist dabei eine wichtige Voraussetzung.
Als Pastor Frank Moritz auf die Idee kam, auch in Wilhelmshaven ein NFS-System aufzubauen, war er schon seit zwölf Jahren in der Polizeiseelsorge tätig. Er fand in seinem Studienfreund und Wilhelmshavener Kollegen Pastor Kai Wessels einen wichtigen Partner. Beide Theologen begannen im Jahr 1996 mit der Gründung eines sog. „Runden Tischs Notfallseelsorge“, an dem auch die Vertreter*innen der Hilfsorganisationen, der Feuerwehr und der Polizei saßen. So wurde ein Jahr später ein leistungsfähiges NFS-System entwickelt, das von Anfang an von der Feuerwehr Wilhelmshaven beraten und ausgestattet wurde.
Wilhelmshaven hat im Gebiet der Ev. Kirche in Oldenburg den Anfang gemacht, um sich dann nach und nach flächendeckend zu entwickeln. Während die Pioniere Moritz und Wessels sich noch im Institut für Notfallseelsorge und Krisenintervention in Jena fortbildeten, übernimmt heute der Oberkirchenrat die Ausbildung zur Notfallseelsorge. Der Dienst versteht sich ökumenisch und überkonfessionell und arbeitet ebenso mit muslimischen Ehrenamtlichen zusammen.
Die Kernaufgabe der Notfallseelsorge Wilhelmshaven wird aktuell von folgenden evangelischen Geistlichen wahrgenommen: Thomas Anders, Bernhard Busemann, Rainer Claus, Natascha Faull, Frank Moritz, Klaus Lemke-Paetznick, Dietrich Schneider, Peter Sicking, Stefan Stalling und Kai Wessels, sowie von dem ehemaligen Pfarrhelfer der ev. Militärseelsorge Johannes Koschel. Die NFS nimmt ihren Dienst gemeinsam mit dem KIT des MHD unter Olaf Kordecki statt. Die Leitung der Malteser in Wilhelmshaven hat Norbert Witton.
Die Notfallseelsorge Wilhelmshaven feiert ihr 25jähriges Jubiläum am Sonntag, dem 6. November, um 10 Uhr in der Banter Kirche. Im Anschluss findet eine Rettungsübung und ein Empfang im Banter Gemeindehaus statt